Sommerbrise

Der Vorhang tanzt in den Raum hinein.

Ein Zeitungsausschnitt fliegt vom Tisch und landet auf dem Boden.

Meine Beine umstreicht ein zartes Kühl, wohltuende Erfrischung in diesen heißen Tagen. Ersehnte Erholung. Sie an sich ist ohne Form, unberührbar, unsichtbar. Ihre Wirkung, ob schwach oder stark, sehen wir in den Dingen und Menschen, die sie bewegt. Mal streichelt sie sie ganz leicht, liebkost sie für einen kurzen Moment und zieht weiter. Mal wirft sie sie um, zerstört alles, was sich ihr in den Weg stellt.

Sie berührt alles auf dieser Welt, ohne sie kein Leben.

Ichs

Da ist dieser Abgrund, der nicht existiert, ich weiß das, und doch habe ich furchtbare Angst vor seiner Wirkichkeit. Jeden Moment könnte ich in die Tiefe stürzen, kilometerweit fallen, fallen bis ich auf dem Boden, der doch irgendwann kommen muss, zerschelle.

Was ist real, was fiktiv? Die Trennung dieser Bilder fällt mir manchmal schwer. Mein Kopf produziert Bilder und Geschichten im Sekundentakt, ich kann mir alles vorstellen und nur bisweilen nicht, dass das, was ich mit meinen Augen um mich herum sehe, wirklich ist.

Ich träume mich in andere Welten, die sich teils mehr, teils weniger von dieser meiner jetzigen, in der ich diesen Text tippe, unterscheiden.

Was wäre, wenn?

Dieser Umstand könnte anders sein, ich und alles wäre anders, wie wäre das doch schön. Ich träume mich hinaus und hinüber, draußen regnet es, so schön warm hier, vielleicht bleib‘ ich doch.

Was, wenn all die Bilder in meinem Kopf real existierten und sie ein anderes meiner Ichs tatsächlich lebt? Wie spannend und wie traurig und wie schön und lustig und furchtbar für sie.

Wer weiß, vielleicht denken sie gerade auch an mich?