Dreißig. Ein Versprechen.

Unendliche Dankbarkeit,
auf dieser Welt zu sein.
Unendliche Dankbarkeit für
all die Jahre mit der 2 davor.
Welch wilde Jahre.
Pure Lebendigkeit,
pures Glück.

Ich wünschte, jeder Mensch
dieser Welt verspürte in
diesem Moment nur einen Hauch
meiner Glückseligkeit,
meiner Liebe.

Der volle Mond beobachtet
mich durch das Fenster,
ich schreibe mir mein Glück
vom Herzen,
während da draußen,
in seinem Glanze,
Menschen

erfrieren, ertrinken, verhungern.

Wie sehr wünsche ich euch nur
einen Hauch meines Glücks, und
wenn ich könnte, gäb‘ ich jedem
davon ab, bis
nichts mehr für mich übrig bleibt.

So viel Ungleichheit, so viel Leid.

Jetzt in diesem Moment bin ich
einfach nur dankbar,
das Glück zu haben,
hier zu sein, in dieser Gestalt, Form, diesen Umständen.
Mit so liebevollen Menschen um mich,
Essen, Bett und Dach.

Ich verspreche euch, ich werde
dieses mein Glück teilen,
alles geben, was ich kann und habe;
denn so froh ich gerade bin —
vergessen tu’ ich euch nicht.

(Halle, 21.09.21)

Zu viel Konjunktiv

Es ist frustrierend
beobachten zu müssen,
wie „die da oben“ agieren
gemäß dem Motto:
„nach uns die Sintflut“.

Ich erlebe so viel Verständnis,
Engagement, Solidarität, Toleranz,
Klugheit, Offenheit
unter uns Jungen.

Ach wie schön wär' die Welt,
wenn wir sie regierten.

Oder würden wir dann auch korrupt,
blind vor Ehrgeiz und Gier,
nur noch an die nächste Wahl denkend?

Alle Ideale über Bord werfend,
Geld und Macht macht geil,
keinen Gedanken mehr an diejenigen
verschwendend, denen es nicht so
gut geht wie uns.

Wer noch denkt, er kann mal
so wie unsere Eltern leben,
hat den Blick für die Realität verloren.
Es wird nie mehr so werden wie für die,
die unsere Chefinnen und Chefs sind,
die wir jetzt wählen müssen.

So viel Engagement, so viel Aktivismus,
und doch so wenig Hoffnung.
Die wächst in mir nur, wenn ich euch seh’,
unentwegt auf die Straße gehend,
euer Kampfgeist unberührt.

Warum kämpft ihr nicht für uns,
mit uns für eine Erde, auf der auch eure Enkel noch leben können?
Wer hat euch eigentlich erlaubt,
sich so charakterlos ungeniert
an die Spitze zu stellen,
hat euch denn niemand Demut und Bescheidenheit gelehrt?
Verliert man diese wertvollen Eigenschaften,
einmal den süßen Geschmack der Macht gekostet?

Ich träume von einer Welt,
in der „die da oben“ erkennen,
wieviel mehr Spaß es macht
anderen zu helfen
als nur sich selbst.




(Halle, 13.09.2021)

Wirbelsturm

Die alten Erzählungen haben ausgedient. Sie wissen es schon und halten sich deshalb mit aller Kraft an den Menschen fest.

Die alten Erzählungen haben Jahrhunderte überlebt, was kann daran also schlecht sein?

Das Alte zerbröckelt, Zeit für Neues.

Wir haben sie durchschaut, sie machen uns nichts mehr vor.

Die verkrusteten, starren Strukturen aufzubrechen kostet viel Kraft, es ist die Herausforderung unserer Zeit. Menschen haben alle paar Jahrhunderte ihr Denken überdacht, exakt in einem solchen Wirbelsturm befinden wir uns gerade.

Nach dem Unwetter werden wir aufräumen, für neue Ordnung sorgen müssen, denn alles, was dem Sturm nicht standhalten konnte, was gefallen ist oder ausgerissen wurde, muss beiseite geschafft werden.

Die Luft wird frischer, reiner, nicht mehr abgestanden sein, endlich wieder tief einatmen, endlich wieder klare Sicht. Dann werden wir aufstehen, den Staub und Dreck aus unseren Herzen, Köpfen und Klamotten klopfen und zusammen etwas aufbauen, das dem nächsten Sturm standhält.