Licht und Schatten

Ich glaube an die Liebe, 
egal in welcher Form. 
Ich glaube an mich.
 
Verzeih mir, bitte,
meine hässlichen Fratzen 
des Neids, der Eifersucht, 
wenn sie mich umnebeln, 
mich erblinden lassen, 
meine hässlichen Worte, 
das bin nicht ichich. 

Das ist das Kind in mir, 
das sich nach Liebe sehnt, 
das nicht ausgeschlossen, 
das nicht wie ein Kind behandelt werden will, 
das nichts zu wissen braucht, 
das eh noch nichts versteht. 

Ich bin die Liebe, 
doch jedes Licht erzeugt umso größere Schatten, 
je näher man ihm kommt. 

Diese hässlichen Worte der Fratzen
verletzen vor allem mich, 
weil ich damit immer nur die Menschen, 
die ich am meisten liebe, 
von mir stoße.

Überall Feinde: 
Ich zücke das Messer, versuche sie abzuwehren - 
tiefe Wunden in der eigenen Haut. 
Ich werfe das Messer, versuche sie zu treffen, bevor sie zu nahe kommen, siehe, sie haben ihre Messer schon erhoben - 
und nur mein eigenes Spiegelbild zerbirst. 
Wie der verletzte Löwe greife ich an - und werde am Ende selbst gefressen.

Du bist so nah wie niemand und doch so fern, durch dich werden meine Wunden offenbar, und nur durch dich können sie heilen. 

Ich bin das alles und auch nicht, du weißt es und auch ich, 
aber ich vergesse mich und es bisweilen... 

(Halle/Saale, 17.06.2022)

P.S.: Inspiriert durch Rumi: „Eine Wunde ist der Ort, an dem das Licht in dich eindringt.“

Ich hab die ganze Nacht von mir geträumt

 Ich liebe Dich  
 Es warst immer nur Du, 
 in jedem, den ich jemals geliebt,  
 ein Teil von Dir.   
 
 Wie Schleier von den Augen  
 fiel mir die Erkenntnis:   
 Das alles bist Du.  
 Warum nur dann  
 liebst Du mich nicht
 auf gebührende Weise?  
 
 Die vielen Stimmen in meinem Kopf,  
 schreien durcheinander:
 Das hast Du aber anders gelernt!  
 Meine Augen blicken in Deine,  
 endlich,
 so tief und unergründlich. 
  
 Ich lege den Spiegel weg und weine bitterlich. 
 Wie befreiend. 

  
   
(Halle, 16.09.2019) 

Dreißig. Ein Versprechen.

Unendliche Dankbarkeit,
auf dieser Welt zu sein.
Unendliche Dankbarkeit für
all die Jahre mit der 2 davor.
Welch wilde Jahre.
Pure Lebendigkeit,
pures Glück.

Ich wünschte, jeder Mensch
dieser Welt verspürte in
diesem Moment nur einen Hauch
meiner Glückseligkeit,
meiner Liebe.

Der volle Mond beobachtet
mich durch das Fenster,
ich schreibe mir mein Glück
vom Herzen,
während da draußen,
in seinem Glanze,
Menschen

erfrieren, ertrinken, verhungern.

Wie sehr wünsche ich euch nur
einen Hauch meines Glücks, und
wenn ich könnte, gäb‘ ich jedem
davon ab, bis
nichts mehr für mich übrig bleibt.

So viel Ungleichheit, so viel Leid.

Jetzt in diesem Moment bin ich
einfach nur dankbar,
das Glück zu haben,
hier zu sein, in dieser Gestalt, Form, diesen Umständen.
Mit so liebevollen Menschen um mich,
Essen, Bett und Dach.

Ich verspreche euch, ich werde
dieses mein Glück teilen,
alles geben, was ich kann und habe;
denn so froh ich gerade bin —
vergessen tu’ ich euch nicht.

(Halle, 21.09.21)

Tage

An manchen Tagen da
fühl’ ich mich so zerbrechlich, gar durchlässig,
als würd’ ich nicht deinen Fuß,
sondern alle Last der Welt tragen
und jegliches Gefühl der Menschen durch mich hindurch gehen.

Ich verschwinde ins Nichts,
mein Körper trennt sich von meinem Selbst,
ich wand‘re über die Erde,
Mutter, Schwester, Tochter allen Frauen der Welt.

(Aus dem „Uterusaurus“)

Schwerter und Mauern

Die Schwerter gekreuzt,
alles steht
auf Angriff und Abwehr.
Hier macht sich keiner mehr breit,
wir wissen,
wie das endet.

Jedes kleinste Zeichen
Verrat und Betrug,
unerfüllbare Erwartungen,
an der Wirklichkeit vorbei
mit Absicht kreiert.

So wiederholt sich
Geschichte,
bestätigen sich
Erfahrungen.

Ich hatte mal wieder
Recht,
sagt der Kopf,
bedauernd und befriedigt.

Und hält die Hände
schützend über das
weinende, eingesperrte
Herz.