Wie sooft sind wir in einem großen, mehrstöckigen Haus. Besuch ruhig mal Oma und Opa, sagt meine Mama zu mir, und ich erinnere mich, dass die zwei im obersten Stockwerk wohnen.
Auf meiner Etage leben auch ein paar Bekannte, jeder von uns hat ein eigenes Zimmer und manche auch ein eigenes Bad. Ein Fremder geht einfach in mein Zimmer, um dort zu duschen. Ich werde sauer und schmeiße ihn raus. Ein Bekannter von mir hilft dabei, er möchte selbst gerne duschen, und er hat es auch dringend nötig.
Doch als ich ihm alles zeigen will, hat sich in meinem Badezimmer schon eine Gruppe von Männern breitgemacht, sie duschen, lachen, sind nackt, ihre Bierbäuche reiben mangels Platz aneinander. Sie verbreiten eine aggressive Energie und ich fühle mich wie in einer S-Bahn, in die eine Gruppe angetrunkener, pöbelnder Fussballfans einsteigen. Meine Instinkte sind hellwach und schreien: Nichts wie raus hier! Aber es ist doch meine Wohnung, mein Bad, und trotz meines alarmierten Bauchgefühls versuche ich diese Männer hinauszuschmeissen.
Damit sie mich besser hören, muss ich das Bad betreten und gehe damit einen fatalen Schritt zu weit. Plötzlich nehmen sie mich wahr, wie Raubtiere haben sie ihre Beute gewittert und aus der lauten, grölenden Meute ist ein hungriges, gierig stierendes Rudel geworden. Ich friere kurz ein, halte meinen Atem an. Als ich zurückweichen und fliehen will, hat jemand hinter mir schon die Türe verschlossen. Grinsend stehen die breiten Schultern und Klodeckelhände vor mir. Hier kommst du nicht raus.
Fragt mich nicht warum – in solchen Träumen ist das eh nicht ratsam -, aber einer der Männer schwenkt auf einmal einen kleinen Beutel vor meinem Gesicht hin und her. Wenn du jemals wieder hinaus willst, musst du dir zuerst deine Eier zurückholen, schreit er. Alle anderen stimmen johlend zu. Kabinenparty. Mir wird eiskalt, als ich realisiere, dass da drin meine Eierstöcke sind. Wie zur Hölle auf Erden…?!
Ich versuche sie zu schnappen, gerate immer tiefer in die Menge, Alkoholdunst, blöde glotzende Fratzen, Hände, Geruch nach Männerduschgel, Männerschweiss, zu hohe Luftfeuchtigkeit, Schwindel, Schwindel, es dreht sich, dreht…
Wie das immer so ist, endet hier der Traum. Vielleicht ist das besser so. Ein happy end war da sowieso nicht mehr drin…
[Halle, 24.2.23]