Der tote Wald

Mir träumte, ich sei ein toter Wald. Alle Bäume leblos, unsere noch nassen Blätter bedeckten den Boden.

Warum ist denn alles tot, fragte ich in die Stille hinein. Woran leiden wir, was hat man uns geraubt oder zugefügt?

Da kam in uns hineinmarschiert eine Armee von Gärtnern mit riesigen Scheren. Sie liefen im Gleichschritt, formatierten und teilten sich, jeder Gärtner bewegte sich zielstrebig auf einen unserer Bäume zu.

Als alle bei ihrem Baum angekommen waren, fingen sie an, hinauf zu klettern. Eine schwierige Angelegenheit, weil aufgrund der Totenstarre viele Äste einfach abbrachen. So wie ich das erkennen konnte, hatten sie einen bestimmten Ast im Blick, den sie daraufhin mit ihrer Schere gekonnt zurecht stutzten.

Was war der Sinn dahinter? Eine oberflächliche Schönheitskorrektur, obwohl wir bis zu den Wurzeln verrottet waren?

Doch es schien die Gärtner nicht zu kümmern, ein jeder und eine jede von ihnen rutschten nun den Baum herunter und marschierte, wieder in perfekter Synchronisation, zum nächsten Objekt. Es wiederholte sich dieser Vorgang mehrmals.

Bevor sie mich jedoch entdeckten, lief ich davon, entsetzt über das Gesehene und voller Fragen. Warum ging niemand den Bäumen an die Wurzeln?

Maschinen gleich operierten diese Gestalten, selbst mit totem Blick, eine eisige Kälte ausstrahlend. Sie erschütterte mich bis ins Mark.

Ich erwachte fröstelnd.

Lichtung

Die Sehnsucht weiterzuziehen ist da, ein Ende naht.

Ich kenne das von früher.

Alles drängt dem Ausgang zu, und ich weiss noch nicht mal, was danach kommt.

Vielleicht ist das ja ganz gut, weil das auch bedeutet, dass ich eine Aufgabe beendet habe und der nächste Lebensabschnitt beginnt.

Ich kenne auch die Leere danach. Ein schönes Bild dafür ist das der Lichtung. Vor mir unzählige Wege, die Richtungen und Strecken mögen sich unterscheiden, das Ende ist doch dasselbe. Der Weg dorthin ist allerdings das, worauf es ankommt.

Ich warte noch auf den ultimativen Wegweiser, auf den Hinweis durch Bauch und Herz, auf das allumfassende JA! im ganzen Körper. Ich bin freudig gespannt. Und mir gleichzeitig bewusst: Von irgendetwas oder irgendwem werde ich mich verabschieden müssen, das steht fest.

Ich hoffe, es tut nicht allzu sehr weh.